Mittwoch, 16. November 2011

Neugierige Augen

Ich muss gestehen, ich nutze bei diesem Wetter lieber die öffentlichen Verkehrsmittel als das Fahrrad.
Und da die Straßenbahnen nun mal leider nicht den kürzesten Weg fahren, bin ich -je nach Strecke- ab 30 Minuten aufwärts unterwegs. Natürlich wird einem Dank Musik und/oder Buch nicht langweilig.
Allerdings nutze ich die Möglichkeit, meine Notizbücher mit Plots oder auch Prequels zu füllen.

Mit Kugelschreiber und A5-Buch bewaffnet findet man mich dann also auf einem breiteren Sitz hockend, die Beine verschränkt und das Papier auf den Knien. Das nicht erst seit kurzem, dennoch jedes Mal ein Erlebnis wert.

Man steht, fast augenblicklich, in der Aufmerksamkeit. Ich habe bis jetzt auch nur eine weitere Person gesehen, die das tut, es ist also selten- und endlich passiert was!
Allerdings lebe ich weder auf dem Dorf noch in einer Kleinstadt. Dennoch wird man zum Blickpunkt von sehr vielen der Anwesenden.

Gerade auch, wenn man länger vor sich hinschreibt. Dann wird man genaustens gemustert und immer wieder veruschen die Leute einen Blick zu erhaschen, was ich denn schreibe.
Wenn man mich fragen würde, würde ich auch antworten- aber nein, man will niemanden zu nahe treten. Oder auch nicht zugeben, dass es einen interessiert? Das man neugierig ist?

So kommt es, dann nicht nur, wenn die Bahn voll ist, gelegentlich mitgelesen wird. Manche nehmen dann unauffälig den Ausgang und gehen an mir vorbei.(Mir wäre das ja bei meiner kleinen Handschrift viel zu wenig. Da erhascht man doch gerade mal ein paar Wörter.) Oder man verrenkt sich den Hals oder schielt ein wenig mit den Augen. Das funktioniert natürlich nur, wenn man sich auf den anliegenden Sitzplätzen befindet.
Und mit jedem neuen Eintreffenden wiederholt sich das Spiel.

Es ist nicht so, dass mich die Beobachter stören würden. Sobald ich mich ins Schreiben versenke, bemerke ich sowieso fast nichts. Nur, wenn ich aufsehe und grüble wie ích etwas schreibe, und ich das hastige Wegschauen bemerke, merke und amüsiere ich mich über die neugierigen Augen.

Montag, 14. November 2011

Von ersten Anzeichen des Wahnsinns

Ich veröffentliche nun seit mehr als drei Jahren regelmäßig im Internet.
Um einiges länger entwickle ich bereits Charaktere, Ideen, Handlungen. Und würdet ihr meine zahlreichen Notizbücher sehen können, wüsstet ihr auch, dass sie auch schon länger ausgeführt werden.

Auf eben jener, von mir sehr geliebten Seite, veröffentlicht man nicht nur, man bekommt auch Kritik und Lob, tauscht sich mit anderen Usern aus und manche Freundschaft entwickelt sich.
(Wie ich bereits im ersten Eintrag erwähnte: Manche Sachen sind für nicht-Schreiber unverständlich.)
Da ist es natürlich interessant, wenn sogar jemand dieses Menschenschlages eine Sache merkwürdig findet.
Worauf ich mich beziehe?
Es geht um Protagonisten. Hauptsächlich jedenfalls. Es können aber auch andere Charaktere auftauchen.
Die von mir benannten, zeichnen sich aber nicht dadurch aus, dass sie brav in ihren Geschichten an den gewünschten Stellen auftauchen und einfach ihren Job machen. Nix da.
Sie nisten sich dauerhaft in einer Ecke des Geistes ein. Eigentlich nicht schlimm, so bleiben sie präsent.
Bedauerlicherweise halten sie nur nicht die Klappe. Nein, manche reden nur bei bestimmten Sachen rein, andere kommentieren so gut wie alles und noch andere verhandeln über ihre Auftritte.
Nicht-Autoren tippen vermutlich an dieser Stelle auf eine leichte bis schwere Psychose, und vielleicht haben sie sogar recht, denn Schreiberlinge sind allgemein ein sehr seltsamer Haufen.
In jedem Fall gibt es keinen besseren Weg, sich mit einem Charakter so vertraut zu machen und ihn wunderbar anschaulich und komplex zu (be)schreiben.
Laut den Betroffenen.

Ich dachte mir bislang immer: "Okay. Das ist strange, aber gut. Sollen sie mal."
Hielt mich also weiter an mein Ding, was bedeutet : Viel im Kopf, wenig Notizen, und wenn Selbstgespräche, dann nur um nicht-funktionierende Technik zu bedrohen (oder wahlweise auch beschimpfen).

Nun, hatte mein neuester Gast allerdings genug davon. Sein Name ist Gin, er ist Mitglied in einer ganz-und-gar-nicht-legalen Organisation und ein ziemlicher Antagonist.
Vorgestern meinte er dann, mir endlich mal einen geistigen Tritt in den Hintern zu geben, da ich seit Wochen eher Buchstaben kleckere als Sätze zu verfassen.
Jedenfalls meldete er sich dann (verpasste mir nebenbei einen Schrecken.) und erinnerte mich daran, dass ich einen OneShot* schreiben wollte.
Das er das trügerisch sanft aussprach und ich die Drohung nur zu deutlich hörte, lassen wir mal außen vor.
In jedem Fall ist Gin nun mein ständiger Begleiter. Er ist eigentlich auch ganz in Ordnung. Meist plaudert er nur abends mit mir und hält sich auch sonst aus meinen Leben raus.
Da kann ich damit leben, dass er einer der wenigen nicht-nette Kommentatoren ist. Die meisten Anderen werden nur von lieben Charakteren bedrängt(auch wenn die manchmal nerven).
Aber mein lieber Gin, den ich noch nicht mal selbst erschaffen habe, ist sehr gut für mich. Ich faule Ente werde durch ihn und seine bissigen Bemerkungen angetrieben und schreibe und plane endlich wieder.
Ich schaffe was.

Danke also an mein Unterbewusstsein für meinen sarkatisch-zynischen Killer.

********

OneShot- [engl. ein Schuss] Nur ein Kapitel langer Text.

"Alles beginnt mit der Sehnsucht," Nelly Sachs

Zwar entstand dieser Blog nicht aus Sehnsucht nach einem, sondern aus Spaß und/oder Vorbereitung.
Inspiriert durch einige anderer User wurde ich, jetzt will ich es selbst wagen.

Warum dieser Name?
Der Name dieses Blogs bezeichnet sich auf die Kunst, Worte oder auch Ideen aus der Luft zu greifen und sie auf Papier oder in einen Text zu bannen.
Für Schreiberlinge Gewohnheit, für Außenstehende irritierend oder auch bewunderswert.

Warum schreibe ich überhaupt?
Aus diesem Grund wählte ich das Zitat. Es beginnt mit der Sehnsucht, nach fremden-alltagsfernen Welten, neuen Szenarien oder neuen Ideen zu vorhandenen Büchern/Serien/Filmen. Man möchte weiter in dieser Welt schwelgen, sich in ihr umsehen, entspannen oder auch experimentieren.
Bald möchte man sich verbessern, andere fesseln, bezaubern, begeistern. Die eigene Fantasie mit Anderen teilen.
Letztendendes wird es eine Sucht. Man kann nicht anders. Es ist eben so- entweder man schreibt oder man tut es nicht.
Ich kann nicht anders, als diese Worte, die Ideen, die Handlungen, die Sätze, die Charaktere, die Ideen aus meinen Kopf auf ewig in Papier festzuhalten. Wahlweise auch in digitalen Dokumenten.

Das Schreiben ist eine Kunst und eine Qual. Es macht süchtig und es beeinflusst die eigene Stimmung und Gefühlslage sehr stark. Schreiben ist nicht wahlloses Hinwerfen von Sätzen. Es ist kompliziert, anstrengend und nervenaufreibend. Ich würde es gegen nichts eintauschen wollen.

Lesen ist nicht das gleiche wie Schreiben, auch wenn beides sich stark beeinflusst. Schreiben ist eine eigene Art der Zauberei, die Kunst Menschen vom Alltag zu trennen, sie zu entführen und bewegt zurück zu lassen.

Wie die Magier der Bücherwelt ihre Welt verändern können, beginnt unsere Magie in den Köpfen der Leser. Wie mit einem schimmernden, undurchsichtigen Seidentuch vor den Augen führen wir sie durch unsere neuen Welten und halten vorsichtig ihre Hand und gehen den Weg mit ihnen gemeinsam- unbekümmert und meist unbemerkt, dass wir ihn schon kennen.

Schreiben ist meine Magie und auch meine Art ein wenig Veränderung zu bewirken.
Sei es, dass ich zum Nachdenken anrege.
Sei es, dass ich durch meine Geschichten die Menschen berühre und ihre Zeit zart undvorsichtig bemale.
Oder sei es, in dem ich dir, durch diesen Blogeintrag, versucht habe die seltsame Spezies "Schreiberling" und ihren Reiz nahezubringen.